Katharina
Film ab – das Leben
(Eine Skizze)
Schließe die Augen. Zunächst siehst Du nichts. Es ist ruhig. Es ist still. Noch.
Alle Bilder, die Du aus Deinen Erinnerungen im Kopf hast, sind zwar noch da, aber im Hintergrund, verblasst.
Sie warten... Noch.
Und dann trifft Dich Katharina.
Ein Lichtschlag. Ein ganzes Leben. Eindringlich und ehrlich.
Und nichts ist mehr, wie es war.
Dann, plötzlich, beginnen Deine Augen an leicht zu flattern. Ein sachtes, unkontrolliertes Zucken.
Wie ein Nerventick.
Eine Grimasse. Und Du wartest darauf, ungeduldig, sie zu öffnen.
Das Dunkelgrau wird hintergründig.
Die einheitlich-ruhigen Töne etwas unkontrollierter.
Das Licht der bunteren Farben ergreift das letzte Wort.
Bei der Künstlerin Katharina Przadka ist es unmöglich, das Werk von der Person zu trennen, die es erschaffen hat.
Dafür ist die Malerin ihren eigenen Weg gegangen. Dafür ist sie viel zu sehr bei der Sache.
Dafür hat sie ein zu großes Temperament.
Die Bilder sind sehr persönlich und daraus strahlt auch ihre Kraft.
Die Künstlerin malt hauptsächlich Portraits, auch Landschaften und Stillleben. Auszeichnend aber sind ihre Portraits. Die Stils und Landschaften sind wichtig, ringen aber nicht mit den Personen um Aufmerksamkeit. Die porträtierten Menschen haben immer etwas zu sagen. Sie sind stark und sehr präsent. Das Hauptinteresse der Künstlerin gilt den Menschen, den Momenten und den Ereignissen um sie herum.
Dann erhalten sie farbliche Erkennungszeichen.
Sieht man die Bilder von Katharina Przadka zum ersten Mal, treten sie Einem ganz unverblümt gegenüber.
Sie strahlen einen an. Sind ehrlich, ohne Nuancen und Zwischentöne. Ohne Mischungen.
Sie sind da. Standhaft. Stehen gerade. Wie zum Duell zwischen zwei Augen.
Als schauten sie Einem direkt an. Und als erschlügen sie durch diese konkrete Botschaft:
„Sieh, hier ist das Leben, und hier, und hier...“. Und es ist spektakulär unspektakulär.
Katharina Przadka´s Gebiet ist die klassische Malerei.
Auf diesem Terrain entwickelt sich die Künstlerin und festigt ihre Position.
Sie durchstreift verschiedene Phasen und Stationen in der Interpretation der Farben und es ist schön zu beobachten,
wie sich dieser Prozess vollzieht. Daraus entsteht ein kleines Portrait des künstlerischen Schaffens in seinen Stationen.
So entwickelt sich die Stilwerkstatt der Malerin mit der Zeit vom realistischen Jugendernst,
zum zaghaft forschenden Idealismus, über eine reif-raffiniert-feminine Zeichensetzung,
bis hin zum nachdenklichen, tiefsinnigen Magischen Realismus.
Das Festlegen auf die Materie der Farbe ist der Künstlerin dabei immer ganz immanent und eigen.
Die frühen Bilder Katharina´s sind noch sehr realistisch.
Hier forscht die Künstlerin ganz genau und seziert.
Erst später versucht sie sich mit dem Unsichtbaren. Mit dem weniger Greifbaren.
Zunächst sind es Portraits, Bilder von Personen und Menschen aus der näheren Umgebung der Künstlerin.
Bezeichnend hier ist die wirklich sehr intensive Auseinandersetzung mit der abgebildeten Person.
Diese Bilder wirken durch den sehr engen Bezug der Künstlerin zu den Menschen, mit denen sie sich malerisch auseinandersetzt, sehr lebendig. Auf die unmittelbare Interpretation wird bewusst verzichtet.
Vorrangig geht es um Abbilden. - Das ist der realistische Part. Dann aber gehen die Bilder ins Tiefe.
Das Realistische wird aufgebrochen. Der Rausch der Bilder hat hier seinen Anfang.
Die Menschen werden zwar „nur“ wiedergegeben, aber eben auch „gemalt“ und ihre Individualität und die ganz besondere Eigenart komm dabei zum Vorschein. Realistisch, aber dennoch sehr expressiv gemalt.
Zweischichtige Bilder enstehen.
Wie macht sie das, die Katharina?
Später reduziert sich die Form der Portraits radikal auf extreme, markante Bildelemente.
Der Umgang mit Farbe und Form ist frei, wie in der expressionistischen Malerei. Oft überwiegt das Expressive auch gegenüber dem Ästhetischen. Die Portraits und die Bilder sind direkt und spontan.
Hintergrund ist immer ein ruhiges Dunkelgrau. Vor diesem Hintergrund kann sich dann vieles abspielen.
Die Menschen auf Katharina Przadkas Bildern sind umhüllt von kräftigen, vielsagenden Farben.
Diese bewirken manchmal eine Art Verfremdungseffekt: Das Bekannte bekommt eine neue „Atmosphäre“.
Das oft vorkommende Rot z.B. wirft mit seinen komplizierten Beziehungen viele Fragen auf. Altes wird neu definiert. Tatsachen gibt es nicht. Nur das fließende Leben. Den Strom. Das ist das einzig Konstante.
Die Bilder bekommen expressionistische Züge. Geschwungene, energiegeladene schwarze Striche und Konturen umranden manchmal die Gesichtszüge. Die Pinselführung ist großzügig und schwungvoll.
Bei anderen Porträts dagegen arbeitet der Pinsel mit einer ruhigen, zarten Vorsicht und die
mitgenommenen Farben sind gehorsam und stabil.
Alle Bilder sind aber eine Wucht am Leben.
Es ist wie ein tiefes Atemholen. Ein reflexartiges Zucken der Augen wie wenn man aus einem dunklen Raum plötzlich in die sonnendurchflutete Landschaft trete. Es ist wie eine Einladung zum Streifzug durch eine extravagante Metropole. Eine Wucht, wie wenn unverschleierte Worte einen umwerfen. Eine Explosion an Erinnerungen.
Es scheint, als entdecke man aufs Neue die Bedeutung der Farbe.
Bekannte Gesichter offenbaren sich Einem plötzlich in einem anderen Licht. Etwas Vertrautes, aber auch etwas Entrücktes, wieder zu Entdeckendes, sich noch Offenbarendes in sich habend. Situationen, Gegenstände und Pflanzen strahlen eine neue Kraft aus. Sie scheinen äußerlich bekannt, aber irgendwie anders, innerlich zusammengesetzter, komplizierter. Wie mit einem Hauch von Lebensenergie, die – wie wir erfahren – ganz ungewöhnliche Farbtöne zaubert.
So etwas, wie ein "Sich-An-Gesichter-Erinnern“, wie nach einem Traum?
In Katharinas Malerei erfreut sich das Auge auch an Landschaften und Stillleben.
Sie kommen entweder mit geschwungenen, expressiven Pinselbewegungen und die Farbgebung ist vage und satt.
Oder es sind schöne, ruhige Abbildungen der Natur wie das Bild der Magnolie.
Trotz der konkreten Farbpalette wird das Licht nicht vergessen.
Die Landschaften sind satt, erdig, wunderbar südländisch und eindeutig. Sie erinnern an grobe Inpressionen - fette Tupfer einer sommerlichen Farbenparade. Zeichen eines konstanten Naturdaseins.
Das besondere der Bilder: Verraut, aber dennoch anders. - Eben durch das wunderbare Spiel der Farben, die niemals gleich sind. Niemals aber auch vermischt und irgendwie zusammengestellt. Das sonderbar Glaubhafte daran:
Die Farben vermitteln eine Ehrlichkeit, das Lila des Himmels ringt nicht mit dem realistischeren Blau um Echtheit, sondern ist selbstverständlich und ganz gewiss am richtigen Platz.
Auch das Feminine der Malerei Katharina Przadkas ist zu erwähnen.
Präsentiert wird eine starke, elegante, reife und sehr körperliche Weiblichkeit.
Direkt und selbstverständlich treten die Frauen auf. Ohne Scheu und ohne Zweifel.
Zum Greifen aber nicht zum Be-greifen nahe.
Die letzten Arbeiten der Malerin kennzeichnet eine starke Wende zum Magischen.
Verzichtet wird auf unnötige Details. Die Akteure sind hauptsächlich Frauen- und Mädchengestalten.
Keine konkreten Vorbilder wie in den früheren Arbeiten.
Ihre Kopfbedeckungen erinnern an seltsame Schutzhelme, die schlichten Kleider umhüllen zart die Körper. Als schützten die Helme die Gedankenwelt der Frauen. Wie in einer anderen Welt zelebrieren die Gestalten ihre stille Nachdenklichkeit. Stehend, sitzend, die Beine vom Tisch baumelnd, den Kopf halb gesenkt lassend,
sinnen sie vor sich hin. Oder betrachten, wie sich etwas Unsichtbares vor ihren Augen abspielt.
Sie blicken dem Betrachter nicht mehr direkt in die Augen. Sie scheinen in ihrer eigenen, leisen Welt zu schweben. Halbwesen, leicht und flüchtig, rein. Die Eine gleicht der Andren. Individualistische Züge der Figuren weichen einer äußerlichen, ästhetischen Uniformierung. Es scheint, als ob die Helme das wahre kostbare Gut des Innenlebens - die Seele und die Gedanken – schützten. Ein Einblick wird uns nicht gewährt. Es vollzieht sich eine Verinnerlichung.
Eine Einkehr ins Innere.
Dargestellt wird eine fast realistische Traumwelt. Die Farbgebung ist getönt, das Rot und das Blau strahlen nicht mehr so wie in den naturnahen Portraits. Wir denken an Sommerblumen und vielleicht an ihre reife, die Leuchtkraft verlierende Farbe. Ungewöhnlich sind auch die Bildausschnitte – gezeigt werden halbe Gestalten in ungewöhnliche Perspektiven.
Die Räume karg, puristisch, improvisiert. Der Einsatz dieser Mittel verzerrt die Wirklichkeit.
Das so entstandene Magische ist auch zugleich extrem magnetisch.
Das Repertuoire der Künstlerin ist sehr vielfältig.
Es zeigt die Stationen ihrer Entwicklung. Hat man so viele Mittel zur Verfügung, kann auch vieles noch passieren.
Wie im Leben.
Und spannend ist bei Katharina, dass nichts zum zweiten Mal genauso passiert.
Der zweite Augenblick hat schon ganz andere Töne zur Auswahl. Im Zweiten steckt eine ganz andere Geschichte.
Vor dem grauen Hintergrund des Lebens passiert eben viel.
Man betrachtet die Farbenwelt Katharina Przadkas zunächst gebannt; ausgeschaltet die äußeren Eindrücke.
Keine Töne, kein Gewirr, keine Impulse von Außen. Wie in Zeitlupe. Und im Kopf, im Inneren, beginnt schon ein leises Summen. Schließt man die Augen, klingen diese Bilder nach. Mit einer Wucht. Das Summen wird zum Konzert.
Einen Konzert der Farben.
Vielleicht ist es gerade das, was die Bilder mit uns machen – sie begleiten Einen auch danach,
sind auch im inneren Auge präsent. Dieses Erwecken der ungeheuren Vorstellungskraft in uns, die uns mitreist,
ich entfaltet, fesselt, ist etwas, was Kunst – spricht sie uns an – vermag.
Es ist so, wie mit wichtigen Gefühlen im Leben. Und wie mit Dingen oder mit Sachen, ohne die man nicht leben kann, weil man eben ganz konkret einen individuellen Bezug zu ihnen hat. Mögen sie auch unbedeutend und banal für andere sein; für uns stellen sie etwas Wichtiges und Tiefes dar.
Weil sie eben mit dem besonderem Gefühl oder Eindruck getränkt sind.
Es brodelt also vor dem grauen Hintergrund des Lebens.
Was für eine Auswahl an Möglichkeiten! Wie im Film.
So ist es, mit der Katharina...
awb
Film ab – das Leben
(Eine Skizze)
Schließe die Augen. Zunächst siehst Du nichts. Es ist ruhig. Es ist still. Noch.
Alle Bilder, die Du aus Deinen Erinnerungen im Kopf hast, sind zwar noch da, aber im Hintergrund, verblasst.
Sie warten... Noch.
Und dann trifft Dich Katharina.
Ein Lichtschlag. Ein ganzes Leben. Eindringlich und ehrlich.
Und nichts ist mehr, wie es war.
Dann, plötzlich, beginnen Deine Augen an leicht zu flattern. Ein sachtes, unkontrolliertes Zucken.
Wie ein Nerventick.
Eine Grimasse. Und Du wartest darauf, ungeduldig, sie zu öffnen.
Das Dunkelgrau wird hintergründig.
Die einheitlich-ruhigen Töne etwas unkontrollierter.
Das Licht der bunteren Farben ergreift das letzte Wort.
Bei der Künstlerin Katharina Przadka ist es unmöglich, das Werk von der Person zu trennen, die es erschaffen hat.
Dafür ist die Malerin ihren eigenen Weg gegangen. Dafür ist sie viel zu sehr bei der Sache.
Dafür hat sie ein zu großes Temperament.
Die Bilder sind sehr persönlich und daraus strahlt auch ihre Kraft.
Die Künstlerin malt hauptsächlich Portraits, auch Landschaften und Stillleben. Auszeichnend aber sind ihre Portraits. Die Stils und Landschaften sind wichtig, ringen aber nicht mit den Personen um Aufmerksamkeit. Die porträtierten Menschen haben immer etwas zu sagen. Sie sind stark und sehr präsent. Das Hauptinteresse der Künstlerin gilt den Menschen, den Momenten und den Ereignissen um sie herum.
Dann erhalten sie farbliche Erkennungszeichen.
Sieht man die Bilder von Katharina Przadka zum ersten Mal, treten sie Einem ganz unverblümt gegenüber.
Sie strahlen einen an. Sind ehrlich, ohne Nuancen und Zwischentöne. Ohne Mischungen.
Sie sind da. Standhaft. Stehen gerade. Wie zum Duell zwischen zwei Augen.
Als schauten sie Einem direkt an. Und als erschlügen sie durch diese konkrete Botschaft:
„Sieh, hier ist das Leben, und hier, und hier...“. Und es ist spektakulär unspektakulär.
Katharina Przadka´s Gebiet ist die klassische Malerei.
Auf diesem Terrain entwickelt sich die Künstlerin und festigt ihre Position.
Sie durchstreift verschiedene Phasen und Stationen in der Interpretation der Farben und es ist schön zu beobachten,
wie sich dieser Prozess vollzieht. Daraus entsteht ein kleines Portrait des künstlerischen Schaffens in seinen Stationen.
So entwickelt sich die Stilwerkstatt der Malerin mit der Zeit vom realistischen Jugendernst,
zum zaghaft forschenden Idealismus, über eine reif-raffiniert-feminine Zeichensetzung,
bis hin zum nachdenklichen, tiefsinnigen Magischen Realismus.
Das Festlegen auf die Materie der Farbe ist der Künstlerin dabei immer ganz immanent und eigen.
Die frühen Bilder Katharina´s sind noch sehr realistisch.
Hier forscht die Künstlerin ganz genau und seziert.
Erst später versucht sie sich mit dem Unsichtbaren. Mit dem weniger Greifbaren.
Zunächst sind es Portraits, Bilder von Personen und Menschen aus der näheren Umgebung der Künstlerin.
Bezeichnend hier ist die wirklich sehr intensive Auseinandersetzung mit der abgebildeten Person.
Diese Bilder wirken durch den sehr engen Bezug der Künstlerin zu den Menschen, mit denen sie sich malerisch auseinandersetzt, sehr lebendig. Auf die unmittelbare Interpretation wird bewusst verzichtet.
Vorrangig geht es um Abbilden. - Das ist der realistische Part. Dann aber gehen die Bilder ins Tiefe.
Das Realistische wird aufgebrochen. Der Rausch der Bilder hat hier seinen Anfang.
Die Menschen werden zwar „nur“ wiedergegeben, aber eben auch „gemalt“ und ihre Individualität und die ganz besondere Eigenart komm dabei zum Vorschein. Realistisch, aber dennoch sehr expressiv gemalt.
Zweischichtige Bilder enstehen.
Wie macht sie das, die Katharina?
Später reduziert sich die Form der Portraits radikal auf extreme, markante Bildelemente.
Der Umgang mit Farbe und Form ist frei, wie in der expressionistischen Malerei. Oft überwiegt das Expressive auch gegenüber dem Ästhetischen. Die Portraits und die Bilder sind direkt und spontan.
Hintergrund ist immer ein ruhiges Dunkelgrau. Vor diesem Hintergrund kann sich dann vieles abspielen.
Die Menschen auf Katharina Przadkas Bildern sind umhüllt von kräftigen, vielsagenden Farben.
Diese bewirken manchmal eine Art Verfremdungseffekt: Das Bekannte bekommt eine neue „Atmosphäre“.
Das oft vorkommende Rot z.B. wirft mit seinen komplizierten Beziehungen viele Fragen auf. Altes wird neu definiert. Tatsachen gibt es nicht. Nur das fließende Leben. Den Strom. Das ist das einzig Konstante.
Die Bilder bekommen expressionistische Züge. Geschwungene, energiegeladene schwarze Striche und Konturen umranden manchmal die Gesichtszüge. Die Pinselführung ist großzügig und schwungvoll.
Bei anderen Porträts dagegen arbeitet der Pinsel mit einer ruhigen, zarten Vorsicht und die
mitgenommenen Farben sind gehorsam und stabil.
Alle Bilder sind aber eine Wucht am Leben.
Es ist wie ein tiefes Atemholen. Ein reflexartiges Zucken der Augen wie wenn man aus einem dunklen Raum plötzlich in die sonnendurchflutete Landschaft trete. Es ist wie eine Einladung zum Streifzug durch eine extravagante Metropole. Eine Wucht, wie wenn unverschleierte Worte einen umwerfen. Eine Explosion an Erinnerungen.
Es scheint, als entdecke man aufs Neue die Bedeutung der Farbe.
Bekannte Gesichter offenbaren sich Einem plötzlich in einem anderen Licht. Etwas Vertrautes, aber auch etwas Entrücktes, wieder zu Entdeckendes, sich noch Offenbarendes in sich habend. Situationen, Gegenstände und Pflanzen strahlen eine neue Kraft aus. Sie scheinen äußerlich bekannt, aber irgendwie anders, innerlich zusammengesetzter, komplizierter. Wie mit einem Hauch von Lebensenergie, die – wie wir erfahren – ganz ungewöhnliche Farbtöne zaubert.
So etwas, wie ein "Sich-An-Gesichter-Erinnern“, wie nach einem Traum?
In Katharinas Malerei erfreut sich das Auge auch an Landschaften und Stillleben.
Sie kommen entweder mit geschwungenen, expressiven Pinselbewegungen und die Farbgebung ist vage und satt.
Oder es sind schöne, ruhige Abbildungen der Natur wie das Bild der Magnolie.
Trotz der konkreten Farbpalette wird das Licht nicht vergessen.
Die Landschaften sind satt, erdig, wunderbar südländisch und eindeutig. Sie erinnern an grobe Inpressionen - fette Tupfer einer sommerlichen Farbenparade. Zeichen eines konstanten Naturdaseins.
Das besondere der Bilder: Verraut, aber dennoch anders. - Eben durch das wunderbare Spiel der Farben, die niemals gleich sind. Niemals aber auch vermischt und irgendwie zusammengestellt. Das sonderbar Glaubhafte daran:
Die Farben vermitteln eine Ehrlichkeit, das Lila des Himmels ringt nicht mit dem realistischeren Blau um Echtheit, sondern ist selbstverständlich und ganz gewiss am richtigen Platz.
Auch das Feminine der Malerei Katharina Przadkas ist zu erwähnen.
Präsentiert wird eine starke, elegante, reife und sehr körperliche Weiblichkeit.
Direkt und selbstverständlich treten die Frauen auf. Ohne Scheu und ohne Zweifel.
Zum Greifen aber nicht zum Be-greifen nahe.
Die letzten Arbeiten der Malerin kennzeichnet eine starke Wende zum Magischen.
Verzichtet wird auf unnötige Details. Die Akteure sind hauptsächlich Frauen- und Mädchengestalten.
Keine konkreten Vorbilder wie in den früheren Arbeiten.
Ihre Kopfbedeckungen erinnern an seltsame Schutzhelme, die schlichten Kleider umhüllen zart die Körper. Als schützten die Helme die Gedankenwelt der Frauen. Wie in einer anderen Welt zelebrieren die Gestalten ihre stille Nachdenklichkeit. Stehend, sitzend, die Beine vom Tisch baumelnd, den Kopf halb gesenkt lassend,
sinnen sie vor sich hin. Oder betrachten, wie sich etwas Unsichtbares vor ihren Augen abspielt.
Sie blicken dem Betrachter nicht mehr direkt in die Augen. Sie scheinen in ihrer eigenen, leisen Welt zu schweben. Halbwesen, leicht und flüchtig, rein. Die Eine gleicht der Andren. Individualistische Züge der Figuren weichen einer äußerlichen, ästhetischen Uniformierung. Es scheint, als ob die Helme das wahre kostbare Gut des Innenlebens - die Seele und die Gedanken – schützten. Ein Einblick wird uns nicht gewährt. Es vollzieht sich eine Verinnerlichung.
Eine Einkehr ins Innere.
Dargestellt wird eine fast realistische Traumwelt. Die Farbgebung ist getönt, das Rot und das Blau strahlen nicht mehr so wie in den naturnahen Portraits. Wir denken an Sommerblumen und vielleicht an ihre reife, die Leuchtkraft verlierende Farbe. Ungewöhnlich sind auch die Bildausschnitte – gezeigt werden halbe Gestalten in ungewöhnliche Perspektiven.
Die Räume karg, puristisch, improvisiert. Der Einsatz dieser Mittel verzerrt die Wirklichkeit.
Das so entstandene Magische ist auch zugleich extrem magnetisch.
Das Repertuoire der Künstlerin ist sehr vielfältig.
Es zeigt die Stationen ihrer Entwicklung. Hat man so viele Mittel zur Verfügung, kann auch vieles noch passieren.
Wie im Leben.
Und spannend ist bei Katharina, dass nichts zum zweiten Mal genauso passiert.
Der zweite Augenblick hat schon ganz andere Töne zur Auswahl. Im Zweiten steckt eine ganz andere Geschichte.
Vor dem grauen Hintergrund des Lebens passiert eben viel.
Man betrachtet die Farbenwelt Katharina Przadkas zunächst gebannt; ausgeschaltet die äußeren Eindrücke.
Keine Töne, kein Gewirr, keine Impulse von Außen. Wie in Zeitlupe. Und im Kopf, im Inneren, beginnt schon ein leises Summen. Schließt man die Augen, klingen diese Bilder nach. Mit einer Wucht. Das Summen wird zum Konzert.
Einen Konzert der Farben.
Vielleicht ist es gerade das, was die Bilder mit uns machen – sie begleiten Einen auch danach,
sind auch im inneren Auge präsent. Dieses Erwecken der ungeheuren Vorstellungskraft in uns, die uns mitreist,
ich entfaltet, fesselt, ist etwas, was Kunst – spricht sie uns an – vermag.
Es ist so, wie mit wichtigen Gefühlen im Leben. Und wie mit Dingen oder mit Sachen, ohne die man nicht leben kann, weil man eben ganz konkret einen individuellen Bezug zu ihnen hat. Mögen sie auch unbedeutend und banal für andere sein; für uns stellen sie etwas Wichtiges und Tiefes dar.
Weil sie eben mit dem besonderem Gefühl oder Eindruck getränkt sind.
Es brodelt also vor dem grauen Hintergrund des Lebens.
Was für eine Auswahl an Möglichkeiten! Wie im Film.
So ist es, mit der Katharina...
awb